Die Passion eines Kellerkinds.

Mit tiefgreifendem Feingespür zeichnet Paul Wolfhardt den Übergang von einer Welt in die Andere nach, von einem Alltag in den Anderen.

Das Andere, der Keller, der von der Welt abgetrennte Raum ist jedoch nicht einfach das Verlies eines Psychopathen, nicht einfach der Ort eines perfiden Verbrechers.

Über die raffiniert stilisierte Wechselbeziehung zwischen „Täter“ und „Opfer“ wird man gewahr, dass die eigentliche Perversion des Geschehens sein Entspringen in etwas anderem hat als einem bestimmbaren Sachverhalt. Sie liegt in der Grenzziehung, der Kreation und Geheimhaltung eines Alternativalltags, in der das von außen betrachtet Abnormale sich zur Normalität umkehrt und das affektgebundene Hin und Her einer Beziehung seinen alltäglichen Lauf nimmt.

Die eingeschobenen Sequenzen sprechen wiederum eine andere Sprache. In Kontrast zu den Szenen im Keller wirken die „Analysen“ und „Erklärungen“ der medialen Aufbereitung stark entfremdend. Das vom Bildschirm ertönende Wort der Journalistin (dem ehemaligen Opfer), sowie die Kommentare des Täters verkommen zu leeren Worthülsen ohne eigentliche Aussage.

In Anbetracht des psychologischen Feinsinns und des kritischen Potentials, darf man nicht vergessen, dass es sich um ein Theaterstück handelt. Die Kritik der Wirklichkeit ist mitunter Stilisierung der Wirklichkeit. Wolfhardt schafft es auf meisterliche Weise Stil und Inhalt miteinander oszillieren zu lassen. Die Dialoge stecken voller Ironie und Situationskomik und könnten je nach Inszenierung gar einen comichaften Eindruck erwecken.

Große Kunst ist es, wenn das eindeutig Künstliche der Realität den Spiegel vorhält.

Wunderbare Voraussetzungen also für einen grotesken, gesellschafts- und medienkritischen Theaterabend.

 

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