"Die Undankbaren"
Bernd, ein Familienvater, und Gustav, ein Freund des Hauses, sitzen im Wohnzimmer beinander, es ist recht gemütlich. Die Herren lassen sich von den Damen bedienen und spulen – recht ungeniert und vorerst noch unbeschwert – die gängigen Sexismen ihrer bürgerlichen Welt herunter. Bernd meint „nur für die Familie“ zu leben und zu arbeiten, Weisheit und Moral gepachtet zu haben, schlichtweg vorbildlich zu sein und für alle „nur das Beste“ zu wollen. Bald wird klar, daß Gustav ein Taugenichts ist und der „Familienmensch“ Bernd ein Schum-mler ersten Ranges, eigentlich ein regelrechter Tyrann. Kleinen Lügen folgen große, das selbst-gezimmerte Gebäude gerät heftig ins Wanken, schließlich stürzt der Thron und es kracht gewaltig. Nun heißts Sünden bekennen! Am Biegen, Ächzen und Beichten sind die studierenden Kinder Stefan und Melanie, sowie die neuerdings zu neuem Selbstbewußtsein erwachte Gattin Justine beteiligt, wenn sie Bernd auch nur einen Spiegel vorhalten, der endlich erkennen sollte daß der Undankbare im Hause vermutlich er selbst ist.
Das Stück zeichnet sich durch eine präzise Sprache aus und trifft gängige Generationenkonflikte auf den Punkt. Kaum sind die Kinder groß geworden werden „die Erwachsenen“ gezwungen ihre eigene Identität zu hinterfragen. Die Protagonisten wollen zwar zueinander finden, können es aber nur schwer. Im Wechselspiel von versuchter Auf-richtigkeit und abwägender Selbstbehauptung kommt es zum Wechselbad der Gefühle. Neben klassischen familiären Machtverhältnissen illustriert der Autor feministische Fragestellungen im Bürgertum. Bei der Untersuchung tradierter Rollenbilder folgt er seiner Leidenschaft, dem Aufzeigen von Sprachmustern und dem Sezieren von Sprachmasken. Die Spannung wird noch dadurch erhöht, daß einiges an Intimitäten zutage kommt. Trotz seines Ernstes ist das Stück komisch und erinnert an Charaktere in Stücken von Molière.
Peter Poppmeier, Jahrgang 1971. Kaufmännisch geprägtes Elternhaus, Kindheit und Jusstudium in Graz, diverse Auslandsaufenthalte, Regieassistent, Rechtsanwalt und Strafverteidiger in Wien. „Die Undankbaren“ ist seine erste Bühnenpräsenz.
Die Undankbaren von Peter Poppmeier, R: Gerald Szyszkowitz; mit Christine Renhardt, Lilli Schwabe, Randolf Destaller, Ernst Mathon und Rainer Stelzig.
KRITIK: DIE PRESSE WIENER ZEITUNG Pressemappe
FREIE BÜHNE WIEDEN, 1040 Wien, Wiedner Hauptstr. 60b. 17.2. – 6.3.2004, tägl. außer So., Mo. 20 Uhr. Karten: 0664/372 32 72, 0664/9 82 12 36.
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