WOLFGANG KINDERMANN URAUFFÜHRUNG #2

Kritik!

MENELAOS Wie im Himmel lebst du bei mir. Dankbarkeit verlange ich gar nicht.
HELENA Danke.

Menelaos und Helena wieder daheim. Der Troianische Krieg ist vorüber, Helena ist von den Griechen zurück erobert, die Überlebenden sind heimgekehrt: Das Leben wird wieder alltäglich.

Menelaos und Helena als modernes Ehepaar. Vor einem großen öffentlichen Auftritt: Helenas und Menelaos' Tochter heiratet. Im herrschaftlichen Palast von Sparta bereitet sich das wiedervereinte Paar auf den Abend vor. Gespräche über das Tagesgeschehen (z. B. Penelopes Warten auf Odysseus, Orests Mord an seiner Mutter) verdecken vorerst die eigentlichen Konflikte zwischen den beiden – die mühsam und gewaltsam gekittete Ehe, die aus gesellschaftlichen Gründen und aus Staatsräson zu funktionieren hat. Der Streit um die Kinder und um deren künftiges Glück. Und all die Verletzungen, die einander angetan wurden.

Helenas Hochzeit, Helenas Entführung, Helenas Heimkehr. Die literarischen Darstellungen einer der berühmtesten und verhängnisvollsten Frauengestalten der Antike beschränken sich auf kurze "Highlights" ihrer Biografie - und enden meist mit der Rückkehr zu ihrem Gatten Menelaos. Was aber geschah danach? Und kann eine Ehe nach einer derartigen Zäsur wirklich so glücklich weiter geführt werden, wie manche Quellen behaupten?

Wolfgang Kindermann lässt Helena und Menelaos ihr antikes Milieu und macht sie dennoch zu unseren Zeitgenossen. Indem die beiden z. B. über die Geschehnisse der Mythologie sprechen, als wären es heutige Ereignisse, wird diese Welt faszinierend gegenwärtig und plastisch. Familiäre Zusammenhänge werden klar, die Mechanismen von Macht offenbar. Genausogut könnten die beiden ein Mafia-Paar oder Clanmitglieder eines sogenannten Schurkenstaates sein.

Kindermann lockt die Gegenwart aus der Antike. Im Theater Forum Schwechat wurden seine Stücke „Metamorphosen MEMORY“ und „ODYSSEUS fragment 2“ bereits begeistert aufgenommen. „Die Verdienten“ setzt die langjährige Zusammenarbeit mit dem Intendanten des Theaters fort. Petra Jeup und Rainer Stelzig, beide waren schon in mehreren Projekten Hoflehners und Kindermanns zu sehen, wurde das Stück quasi auf den Leib geschrieben. „Die Verdienten“ ist auch für Besucher ein Vergnügen, die in der griechischen Mythologie nicht so bewandert sind: Was Sie immer schon über die Familie der Atriden wissen wollten, aber nicht zu fragen wagten!

Text: Wolfgang Kindermann
Künstlerische Gesamtleitung, Dramaturgie & Ausstattung: Johannes C. Hoflehner
Regie: Susanne Waneck
Lichtdesign und technische Leitung: Thomas Nichtenberger

Helena: Petra Jeup
Menelaos: Rainer Stelzig

Aufführungen am 11.11., 15.11., 16.11., 22.11., 23.11. - Kartenbestellungen unter 7078272

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